Mittwoch, 20. Mai 2020

Johannes Hartl, der Aufersteher

Der folgende Text ist eine Kopie meines Kommentars zu diesem YuoTube-Video. Ich bitte alle Leser darum, bei eventuellen Kommentaren auf dem Gebetshaus-Kanal sachlich zu bleiben.


00:06 Weltsichten sind immer subjektive Einstellungen bezüglich der Welt um uns herum. Schon aus diesem Grund ist es Unfug, eine Religion mit einer Weltsicht gleichsetzen zu wollen, da Religionen sich eben nicht mit der Welt um uns herum, sondern mit hypothetischen Gottheiten, einem hypothetischen "Jenseits", einem hypothetischen "Leben nach dem Tod" oder ähnlichen hypothetischen Spekulationen befassen, die eines gemeinsam haben: Sie lassen sich weder physikalisch noch chemisch noch auf einem anderen naturwissenschaftlichen Weg nachweisen.

00:10 Abgesehen davon behauptet jede der noch existierenden Weltreligionen, dass nur ihre Gottheit(en) "wirklich existier(t)(en)", obwohl keine einzige davon physikalisch nachweisbar ist. Was unweigerlich zum Konflikt führen muss, da es nur eine einzige "einzige Gottheit" geben kann, da der Begriff "einzig" nun einmal alle anderen Gottheiten unzweideutig ausschließt. Nichtsdestotrotz schreibt jede Glaubensorganisation ihren organisiert Glaubenden mehr oder weniger strikt vor, nach welchen Gesichtspunkten sie ihr Leben zu gestalten haben. Wer gegen diese von dem/den Gründer(n) der Glaubensorganisation vorgegebenen Regeln verstößt, wird von den offiziellen (zum Teil auch selbsternannten...) Vertretern in irgendeiner Form ermahnt, gerügt, bestraft oder schlimmstenfalls hingerichtet.

00:25 Der Aussage "2 + 3 = 6" kann - im Gegensatz zur Behauptung, es gäbe "höhere Wesen" - der Wahrheitsgehalt falsch zugewiesen werden, da wir jederzeit anhand der mathematischen Regeln nachrechnen können, dass das korrekte Ergebnis "5" ist. Es ist müssig, über die Sinnhaftigkeit mathematischer Definitionen diskutieren zu wollen, da die Nichteinhaltung der Regeln außerhalb des Gültigkeitsbereichs der Mathematik liegt. Ebenso müssig ist es, über die Existenz von Dingen diskutieren zu wollen, die außerhalb des Gültigkeitsbereichs der Physik liegen - was nicht nachweisbar ist, existiert so lange nicht, bis wir es irgendwann einmal mit physikalischen Methoden erfassen können. Das gilt für das Dunkle Zeugs ebenso wie für Gottheiten und andere hypothetische Dinge.

01:00 Auch Dein Versuch, Religionen und Philosophie miteinander gleichsetzen zu wollen, ist unzulässig. Philosophie (die Urmutter aller Wissenschaften!) folgt selbstverständlich der wissenschaftlichen Methode, nach der jede aufgestellte Theorie auch falsifizierbar sein muss. Eine Pseudo-Wissenschaft wie die "Theologie" folgt dieser Regel nicht, und ist deswegen auch keine Wissenschaft, sondern bestenfalls eine Unterabteilung der Metaphysik.

01:25 Die Grundlage des Christentums sind keine "historischen Tatsachen", sondern das 325 festgelegte Bekenntnis von Nicaea und die ebenda zu verbindlichen Regeln erklärten Kanones. Die Kanonisierung des "neuen Testaments" erfolgte erst im Jahr 367, die Auswahl der Texte erfolgte relativ willkürlich nach der Doktrin der orthodoxen Bischöfe. Dass also ausgerechnet die Evangelien ausgesucht wurden, die von Kennern der Bücher des Flavius Josephus verfasst worden waren, die sich der dort enthaltenen Geschichten bedienten, ist reiner Zufall, da es ebenso zu einer Auswahl gnostisch geprägter Evangelien hätte kommen können (der zu den Anfängen des Christentums noch dominierende Marcionismus und Gnostizismus, kannten, wie Paulus, Christus nur als ätherische Gestalt).

01:39 Es obliegt nicht dem Zweifler, anderer Leute Behauptungen schlüssig nachzuweisen, sondern denjenigen, die diese Behauptungen aufstellen. Unstrittig ist, dass es Fragmente des Johannesevangeliums aus dem Jahr 125 (Papyrus P52) und Fragmente des Johannes- (Papyrus P90) und Matthäusevangeliums (P104) aus dem Jahr 150 gibt. Davor gibt es keinen einzigen physikalischen Nachweis für die Existenz eines Christentums. Das sind die Fakten - jede über diese historisch anerkannten Fakten hinausgehende Behauptung ist reine Spekulation, solange Du keine weiteren physikalischen Nachweise vorlegen kannst. Dein Versuch, die Beweispflicht kurzerhand umzudrehen, mag vielleicht bei unbedarften Zeitgenossen funktionieren, muss aber scheitern, sobald Du an jemanden gerätst, der sich mit der Materie auskennt. Und, erneut: Dingen, die man glauben muss, kann kein Wahrheitsgehalt zugeordnet werden, da man sie mit wissenschaftlichen Mitteln nicht untersuchen kann (es sei denn, Du überredest Deine Gottheit, sich in einem Labor untersuchen zu lassen...).

02:20 Auch wenn Du Dich noch so oft wiederholst: Es gibt - außer den genannten Papyri - keinen einzigen "Beweis" (Du meintest sicher Nachweis?) für das, was Du behauptest. Das ist keine Frage des Glaubens, sondern des formalen Belegs einer Behauptung. Hörensagen und von Mitgliedern einer Glaubensorganisation 100 Jahre später niedergeschriebene Texte haben keinerlei Aussagekraft. Sie mögen im Zweifelsfalle als Drittquellen hinzugezogen werden, was aber obsolet ist, wenn es keine einzige Sekundär- oder Primärquelle gibt.

03:10 Noch mehr Geschichtsklitterung? Hier eine Liste mit "wiederauferstandenen" Gottheiten, die alle wesentlich älter als das Christentum sind. Da ein "Alleinstellungsmerkmal" für das Christentum zu behaupten, ist - gelinde ausgedrückt - schon sehr gewagt. Es gehörte zumindest im gesamten Mittelmeerraum zu den Bedingungen, dass beliebte Götter auch "wiederauferstandenen" sein mussten. Wie realitätsnah eine "Auferstehung" ist, lassen wir zu Deinen Gunsten dahingestellt. Tipp: Weder herumkasperln noch Strohmänner werden als gültige Argumente anerkannt!

05:55 Da hat wohl jemand das Prinzip des Zirkelschlusses nicht begriffen. Das "erweitern" der Realität bedarf zudem eines sehr minutiös geführten Nachweises. Zum Nachweis eines "Lebens nach dem Tod" müsste man denjenigen vorstellen können, der angeblich schon einmal für klinisch tot befunden wurde. Was im Falle Deines Jesus ja kein Problem sein dürfe, da er Deiner Aussage nach ja "nicht wieder gestorben" ist.

Der Rest besteht nur noch aus Geschwätz, das den bisher behandelten Behauptungen nichts mehr hinzufügt. Hättest Du wirklich wissenschaftlich relevante, noch unbekannte Belege, Quellen oder Objekte, würdest Du nicht in YouTube-Videos herumkasperln, sondern Deine "unumstößlichen Beweise" längst einem wissenschaftlichen Gremium vorgelegt haben.

Zu Deinen angeblich "unglaublich vielen zeitgenössischen römischen Quellen" (in Wirklichkeit gerade mal 7, die nahezu alle aus dem 2. Jahrhundert stammen):

Quellenaufzählung mit Kommentaren
Korrekturen und Ergänzungen

Dumm, wenn sämtliche Fakten gegen das vollmundig Behauptete sprechen...

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