Montag, 26. Juli 2010

Anmerkungen zum historischen Jesus

Verfügbare Belege

Die uns bekannten (und von den meisten Historikern anerkannten) außer-testamentarischen Belege für die Existenz Jeshua's, des Nazoräers, sind diese:

1. Flavius Josephus (~37 - ~100)

Alle existierenden Ausgaben des zwanzig Bände umfassenden, um 94 entstandenen Werkes Antiquitates Judaicae stammen aus christlichen Quellen. Es gibt zwei Passagen, die einen Jesus erwähnen, die längere der beiden existiert in zwei Versionen. Die erste ist offensichtlich von christlichen Kopisten "überarbeitet" worden, und steht im Widerspruch zu den gesammelten Aufzeichnungen der "Kirchenväter" (zum Beispiel Origines). Die älteste erhaltene Kopie entstand im 11.Jahrhundert, diese Passage wird jedoch bereits von Eusebius in seiner um 324 verfassten "Demonstratio Evangelica" zitiert.

Antiquitates Judaicae, Buch 18, Kapitel 2 - 4:

2. Pilatus aber plante, den Bau eines Aquäduktes nach Jerusalem mit dem Opfergeld  [des Tempels] zu erbauen, und die Wasserversorgung 37 km (200 Stadien) von ihrem Ursprung (Salomon's Becken) abzuleiten. Die Juden waren nicht sehr darüber erfreut, was mit diesem Wasser geschah, und Zehntausende taten sich zusammen, und erhoben ein Gezeter gegen ihn, und bestanden darauf, dass er den Entwurf fallen lassen solle. Einige von ihnen beschimpften ihn auch und pöbelten ihn an, wie es derartige Menschenmassen üblicherweise so tun. Daher kleidete er einen Großteil seiner Soldaten wie jene [die demonstrierten], die Dolche unter ihrem Gewand trugen, und schickte sie zu einem Platz, an dem sie ihn umkreisen sollten. So bat er die Juden, ihn zu verlassen; sie aber setzten die Beschimpfung dreist fort, so dass er schließlich das vorab verabredete Signal gab; die teilten weit stärkere Schläge aus, als Pilatus befohlen hatte, und sie verdroschen alle ungeachtet dessen, ob sie am Tumult beteiligt waren oder nicht; sie verschonten überhaupt niemanden: und da die Menschen unbewaffnet waren, und sie von gut vorbereiteten Männern, die wussten, wie man kämpft, überrascht wurden, wurde eine große Menge auf diese Weise erschlagen, und andere rannten verwundet davon. Und derart wurde der Aufruhr beendet.

3. Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mann, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er vollbrachte nämlich ganz unglaubliche Taten und war der Lehrer aller Menschen, die mit Lust die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Dieser war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorhergesagt hatten. Und bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.
 

Die arabische Version aus dem 10. Jahrhundert lautet dagegen so:

2. Zu dieser Zeit gab es einen weisen Menschen namens Jesus. Und sein Wandel war gut, und [er] war als tugendhaft bekannt. Und viele Leute aus den Juden und aus den anderen Völkern wurden seine Jünger. Pilatus verurteilte ihn zur Kreuzigung und zum Tode. Und alle, die seine Jünger geworden waren, blieben in der Jüngerschaft. Sie berichteten, dass er ihnen drei Tage nach der Kreuzigung erschienen sei und dass er lebendig sei; demnach war er vielleicht der Messias, über den die Propheten Wunder erzählt haben.

4. Ungefähr zur selben Zeit stürzte eine weitere furchtbare Katastrophe die Juden ins Chaos, und gewisse beschämende Praktiken passierten im Zusammenhang mit dem Tempel der Isis in Rom. [...]


Wie man leicht sieht, passt der dritte Absatz nicht in den Kontext des 2. und 4. Absatzes. Erstens stellt sich die Frage, warum diese Kurzfassung des christlichen Glaubens als eine "weitere furchtbare Katastrophe" gewertet wird, zweitens ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein überzeugter Jude wie Josephus, der immer bedacht darauf war, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, plötzlich Stories von Wiedergängern erzählt oder gar einen glaubensabtrünnigen Juden als Messias bezeichnet hätte. Der eingeschobene Absatz kann im Originaltext also unmöglich enthalten gewesen sein.

Nach G.J. Goldberg könnte die Josephus-Passage vom Autor des Lukasevangeliums stammen, da die explizite Erwähnung der drei Tage zwischen "Tod" und "Auferstehung" eine in der christlichen Literatur einmalige Hervorhebung ist, die in keiner anderen Schrift erwähnt wird (eine Parallele zu Mithras und ähnlichen Kulten - offenbar wurde angenommen, dass Menschen nach spätestens drei Tagen wirklich tot sind, so dass eine "Auferstehung" nach drei Tagen als Wunder gewertet werden musste). Liest man die Passage im Kontext der vorangehenden und nachfolgenden Ereignisse im Originaltext, fällt die Unterbrechung der ursprünglichen Linie der Ereignisse sofort auf, da der eingeschobene Absatz mit der Geschichte, in die er eingefügt wurde, überhaupt nicht zusammenpasst.

Die zweite Passage handelt über Jakobus, einen der Brüder des Jeshua.

Antiquitates Judaicae, Buch 20, Kapitel 9:

1. Als Cäsar vom Tod des Festus erfuhr, sandte er Albinus als Prokurator nach Judäa. Aber der König enthob Joseph des Amtes als Hoher Priester, und vergab die Nachfolge des Postens an den Sohn des Ananus, der seinerseits Ananus genannt wurde. Wie berichtet wird, dass dieser ältere Ananus sich als vom Glück begünstigt erwies; denn er hatte fünf Söhne, die alle schon das Amt des Hohen Priesters Gottes bekleidet hatten, und der zuvor selbst das Amt für lange Zeit verrichtete, was nie zuvor einem Hohen Priester widerfahren war. Der jüngere Ananus jedoch, dessen Ernennung zum Hohepriester ich soeben erwähnt habe, war von heftiger und verwegener Gemütsart und gehörte zur Sekte der Sadduzäer, die, wie schon früher bemerkt, im Gerichte härter und liebloser sind als alle anderen Juden. Zur Befriedigung dieser seiner Hartherzigkeit glaubte Ananus auch jetzt, da Festus gestorben, Albinus aber noch nicht angekommen war, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben. Er versammelte daher den Hohen Rat zum Gericht und stellte vor dasselbe den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus nebst seinen Komplizen, die er der Gesetzesübertretung anklagte und zur Steinigung führen ließ: jene jedoch, die vernunftbegabte Bürger waren, und diesen Gesetzesbruch nicht auf die leichte Schulter nehmen wollten, waren damit nicht einverstanden; und sie sandten Nachricht zum König [Herodes Agrippa], um ihn dazu zu bewegen, Ananus anzuweisen, derartige Akte einzustellen, das das bereits Getane ungerechtfertigt war; nein, einige wandten sich auch an Albinus, der eine Reise nach Alexandria unternahm, und informierten ihn darüber, dass es nicht gesetzestreu war, einen Sanhedrin ohne dessen Zustimmung einzuberufen. Woraufhin Albinus ihnen zustimmte, und dem Ananus im Zorn einen Brief sandte, in dem er androhte, ihn für seine Tat zu bestrafen; worauf König Agrippa ihn des Amtes als Hoher Priester enthob, und Jesus, den Sohn des Damneus, zum Hohen Priester ernannte.

Auch bei dieser Passage sind Zweifel angebracht, dass der letzte Satz aus der Feder des Josephus stammt, da die ersten christlichen Gruppen (Schüler des Saulus) nicht an einen materiellen Jesus glaubten. Die Euhemerisierung Jesus zur fleischlichen Figur erfolge erst Mitte des 2. Jahrhunderts. Außerdem: Josephus war ein bekennender Jude, und hätte sich allein aus diesem Grund niemals dazu herabgelassen, einem Möchtegern-Messias die Ehre zu erweisen, ihn als Christos = Gesalbter = König anzuerkennen. In Josephus' um 90 entstandenen Hauptwerk Bellum Judaicum werden übrigens weder Jakobus noch Jeshua erwähnt.

2. Mara bar Serapion (? - ?)

Irgendwann zwischen 73 und 135 schrieb der von den Römern inhaftierte Mara bar Serapion einen Brief an seinen Sohn. Diese darin enthaltene Passage soll dazu dienen, die Existenz eines Zimmermannes namens Jesus aus Nazareth zu belegen:

Welchen Vorteil hatten die Athener davon, dass sie Sokrates zum Tode verurteilten? Hunger und Seuchen kamen über sie als Strafe für ihr Verbrechen.
 

Welchen Vorteil hatten die Männer von Samos davon, dass sie Pythagoras verbrannten? In einem Augenblick wurde ihr Land von Sand verschüttet.
 

Was hatten die Juden davon, dass sie ihren weisen König umbrachten? Bald darauf wurde ihnen ihr Reich weggenommen.
 

Denn Gott rächte diese drei Weisen: die Athener starben Hungers; die Bewohner von Samos wurden vom Meer bedeckt, die Juden umgebracht und aus ihrem Land vertrieben, nachdem es zerstört worden war. Danach lebten sie in vollständiger Zerstreuung.
 

Doch Sokrates starb nicht umsonst. Er lebt fort in den Lehren des Plato; auch Pythagoras starb nicht umsonst, er lebt fort in der Statue der Hera. Und auch der weise König der Juden starb nicht umsonst; er lebt weiter in den neuen Geboten, die er verkündet hat.

Aus dem Text lässt sich schließen, dass Mara bar Serapion eine rege Phantasie hatte, da im ersten Jahrhundert NZ kein "jüdischer König" durch eine Revolution der Juden gestürzt wurde.

3. Plinius der Jüngere (~61 - ~115)

Schrieb um 112 diese Passage:

Sie behaupteten aber, ihre ganze Schuld - oder ihr ganzer Irrtum - habe darin bestanden, dass sie sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln pflegten, Christus zu ehren, wie einen Gott, im Wechselgesang ein Lied anzustimmen, und sich eidlich nicht etwa zu einem Verbrechen verpflichteten, sondern keinen Diebstahl, keinen Raub, keinen Ehebruch zu begehen, kein gegebenes Wort zu brechen, kein anvertrautes Gut, wenn es zurückgefordert wird, abzuleugnen.

Um ehrlich zu sein, frage ich mich, wie man mit diesem Text den Nachweis erbringen will, dass es einen Jesus v. N. jemals gab. Man beachte, dass der Text 88 Jahre nach dem Tod eines als Christos (der Gesalbte) verehrten Gottes geschrieben wurde. Der Schreiber konnte höchstens das wiedergeben, was ihm die Verehrer dieses Gottes an Daten vermitteln wollten. Wobei es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich unter ihnen ein Augenzeuge befand, der die Geschichte nicht nur vom Hörensagen her kannte, sondern tatsächlich miterlebt hatte (und somit mindestens 100 Jahre alt gewesen sein müsste).

4. Publius Cornelius Tacitus (58 - 120)

Schrieb 116 oder 117 folgende Passage:

Um das Gerücht aus der Welt zu schaffen, schob er die Schuld auf andere und verhängte die ausgesuchtesten Strafen über die wegen ihrer Verbrechen Verhassten, die das Volk 'Chrestianer' nannte. Der Urheber dieses Namens ist Chrestos, der unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war. Für den Augenblick war [so] der verderbliche Aberglaube unterdrückt worden, trat aber später wieder hervor und verbreitete sich nicht nur in Judäa, wo das Übel aufgekommen war, sondern auch in Rom, wo alle Gräuel und Abscheulichkeiten der ganzen Welt zusammenströmen und gefeiert werden.

Leider habe ich den Link auf eine Seite mit einem Nero-Zitat nicht gespeichert, das aussagt, dass Nero nicht wusste, wer Jeshua war, noch dass er nach römischem Recht als Aufrührer hingerichtet wurde. Berücksichtigt man die Publius Cornelius Tacitus unterlaufene Verwechslung von Prokurator (ein erst nach Pilatus an die palästinensischen Statthalter vergebener Titel) mit Präfekt, kann man davon ausgehen, dass auch Publius Cornelius Tacitus sich, mehr als achtzig Jahre nach den Ereignissen, ausschließlich auf Aussagen der von ihm verhörten Chrestianer (was übersetzt "die Nützlichen" heisst, und eine gängiges Synonym für Sklaven war) stützte. Hätte Tacitus römische Originaldokumente aus der Amtszeit des Pilatus herangezogen, hätte er sicher nicht den zu seiner Zeit gültigen Titel Prokurator verwendet, sondern Pontius Pilatus' tatsächlichen Titel - Präfekt - benutzt.

5. Sueton (~70 - ~130)

Schrieb um 120 in seinem Werk "De vita Caesarum" folgenden Satz:

Die Juden, welche von einem gewissen Chrestos aufgehetzt, fortwährend Unruhe stifteten, vertrieb er aus Rom.

Chrestos (altgriechisch, Der Nützliche) war ein gebräuchlicher griechischer Name und kam bei römischen Sklaven recht häufig vor.

Ein 90 Jahre nach Jeshua's Tod entstandener Text, der sich auf die in Rom von einem Chrestos "aufgehetzten und Unruhe stiftenden" Juden, respektive Christen, bezieht, kann kaum als Beweis für die Existenz einer zeitlich eineinhalb Menschenleben früher angesiedelten Person gelten.

7. Lukian von Samosata (125 - ~180)

Schrieb um 170 in seinem Werk "De morte Peregrini":

Übrigens verehrten diese Leute den bekannten Magus, der in Palästina deswegen gekreuzigt wurde, weil er diese neuen Mysterien in die Welt eingeführt hatte ... Denn diese armen Leute haben sich in den Kopf gesetzt, dass sie mit Leib und Seele unsterblich werden, und in alle Ewigkeit leben würden: Daher kommt es dann, dass sie den Tod verachten und viele von ihnen ihm sogar freiwillig in die Hände laufen. Überdies hat ihnen ihr erster Gesetzgeber beigebracht, dass sie untereinander alle Brüder würden, sobald sie den großen Schritt getan hätten, die griechischen Götter zu verleugnen, und ihre Knie vor jenem gekreuzigten Sophisten zu beugen, und nach seinen Gesetzen zu leben.

Was beweist dieser Text? Maximal, dass es um 170 in Griechenland christliche Gemeinden gab, deren Lehren dem Autor persönlich bekannt waren. Ein faktischer Beweis der Existenz Jeshua's ist das sicher nicht.

6. Thallus (? - ?)

Dessen nach 52 entstandenes Werk existiert heute nicht mehr, es ist nur aus einem um 211 von Sextus Julius Africanus (170 - 240) verfassten Werk bekannt, das einen Satz aus dem Original aufgreift

Diese Finsternis nennt Thallus im dritten Buch der Historien eine Sonnenfinsternis. Wie mir scheint, gegen vernünftige Einsicht.

und zu widerlegen versucht. Es geht hier um die Finsternis, die bei Jeshua's Tod stattgefunden haben soll. Während Thallus eine Sonnenfinsternis erwähnt, gibt Sextus Julius Africanus an, dass zu einem Frühlingsvollmond keine Sonnenfinsternis gegeben haben kann. Wichtig an der ganzen Geschichte ist nur, dass eine rund 22 Jahre nach Jeshua's Tod (vielleicht) von Thallus gemachte Aussage 159 Jahre später von einem noch weniger zeitnah Lebenden aufgegriffen und "widerlegt" wird. Auch wenn Sextus Julius Africanus den Thallus authentisch wiedergegeben hat, ist das maximal ein Beweis dafür, dass jemand namens Thallus 22 Jahre nach einem durch Hörensagen erfahrenen Ereignis den Versuch unternahm, die von den Urchristen verbreiteten Lehren zu entmystifizieren. Dieses 159 Jahre später geschriebene Werk liefert sicher keine belegbaren Fakten für die Existenz einer Person, die 181 Jahre zuvor gekreuzigt worden sein soll.

8. Babylonischer Talmud

Die Grundlage des folgenden Textes geht auf die um 95 abgehaltene Synode von Jamnia zurück, die um 135 die Kanonisierung des Tanach (heilige Schrift des Judentums) einleitete. Die frühesten schriftlichen Ausgaben entstanden im dritten Jahrhundert.

Am Vorabend des Passafestes hängte man Jeschu. Vierzig Tage vorher hatte der Herold ausgerufen: Er wird zur Steinigung hinaus geführt, weil er Zauberei getrieben und Israel verführt und abtrünnig gemacht hat; wer etwas zu seiner Verteidigung zu sagen hat, der komme und sage es. Da aber nichts zu seiner Verteidigung vorgebracht wurde, so hängte man ihn am Vorabend des Passafestes.

Es geht dabei um den Jeshu, der zusammen mit seinen fünf Schülern Matthai, Nakai, Nezer, Buni und Todah am Vorabend des Pessachfestes gesteinigt wurde. Abgesehen davon war das vorherige Ausrufen und die Anhörung derart bestellter Entlastungszeugen damals nicht üblich. Das Hängen oder Kreuzigen verkörperte bei den Juden jener Zeit den (letalen) Ausschluss aus dem von YHWH erwählten Volk mit posthumer Wirkung, in etwa vergleichbar mit der Exkommunikation späterer christlicher Glaubensorganisationen.

Auswertung

Es liegen uns immerhin acht Belege vor, von denen Die Belege eins bis sieben zwar die Vertrautheit der Autoren mit der christliche Lehre bestätigen, sonst aber keinerlei faktische Belege, zum Beispiel Zitate aus Gerichtsakten oder sonstigen offiziellen Dokumenten, anführen. Punkt acht fällt ebenfalls in diese Kategorie, so lange sich keine weitere schriftlichen Dokumente finden, die den eventuell nachträglich vorgenommenen Austausch des Namens Jeschu eindeutig widerlegen, das heisst, die Authentizität der vorliegenden Abschriften bestätigen. Da die Bewohner Palästinas wesentlich engeren Kontakt zu den Lehren der Nazoräer und Jeshua-Anhänger hatten, ist die Bekanntheit mit deren Lehre vorauszusetzen. Nachdem diese Lehre dem orthodoxen Glauben der Juden widersprach, ist davon auszugehen, dass die Neufassung des Talmud eine explizite Abgrenzung zu den rund 30 Jahre zuvor entstandenen Häresien beinhaltete. Als Zeugnis für die historische Existenz einer Person sind die gegebenen Fakten etwas dürftig, da die Authentizität des Namens nicht gewährleistet ist.

Fazit

Es ist unerfindlich, warum Historiker durch Hörensagen vermittelte Daten in den Stand beweiskräftiger Fakten setzen. Für einen nüchtern denkenden Menschen können alle vorgelegten "Beweise" höchstenfalls bestätigen, dass der jeweilige Autor die Daten der Anhänger der christlichen Lehre unbesehen übernahm, da alle zur fraglichen Person existierenden Dokumente nur in Form der von den Urchristen schriftlich oder mündlich festgehaltenen Glaubenssätze existierten, die keine faktische, sondern allenfalls mythische Beweiskraft haben. Sollten mythische Schriften zum Beweis der Existenz einer Person herangezogen werden können, müssten wir davon ausgehen, dass Enlil, Anubis, Faun, Mithras und Jupiter historisch verbriefte Persönlichkeiten waren, da deren Existenz durch viele Dokumente faktisch belegt ist.

Alles in Allem ist eine Person namens Joshua (Jeshu, Yoshua, Yeshu, Jesus, ...) der Nazarener mit den vorhandenen Fakten nicht belegbar. Seine Existenz oder Nicht-Existenz ist und bleibt eine reine Glaubensfrage.