Über den Theismus

Vom Pan-Theismus zum Non-Theismus

Der Non-Theismus ist die logische Weiterentwicklung und die letzte Konsequenz des mit dem Wandel vom Poly-Theismus zum Mono-Theismus eingeschlagenen Weges. Fasste der Mono-Theismus noch das Pantheon eines fein abgestuften Götterstammbaumes mit einem ursprünglichen Ur-Paar und seinen vielfältigen Söhnen, Töchtern, Enkeln, Enkelinnen, et cetera zu einer einzigen Entität zusammen, die alle Eigenschaften des in sie integrierten Stammbaumes hatte, nimmt der Non-Theismus diesen Gedanken auf, und reduziert die einzige noch verbleibende Entität zum Nichts. Aus dem hypothetischen Prinzip einer unfehlbaren, allmächtigen, allwissenden und überall zugleich seienden Entität, die das gesamte Universum ausfüllt, wird das allumfassende Nichts, das nun zwar nicht mehr unfehlbar, allmächtig und allwissend, dafür aber sehr real und tatsächlich überall zugleich ist. Somit wird der Non-Theismus zur letzten und endgültigen Form aller "Wer und wie Viele auch immer"-Theismen.

Die Reduktion all der Gottheiten, die je existierten, auf das Nichts des Non-Theismus birgt mannigfaltige Vorteile. Erstens entfällt die lästige Aufgabe, sich immer wieder zeitgemäße Verbesserungen oder Erweiterungen bestehender Gottheiten ausdenken zu müssen (Modellpflege), oder gar neue zu erfinden. Zweitens erfordert der Non-Theismus weder eine über den Glauben wachende Organisation noch sakrale Bauten, was immense Kosten einspart. Drittens muss man das Nichts weder propagieren noch missionieren, was etlichen Bäumen das Leben rettet, die sonst zu Papier verarbeitet worden wären. Viertens ist Non-Theismus die bequemste aller Theologien, da man weder gläubig sein noch Gottheiten anbeten muss - das spart Zeit und Energie. Fünftens muss Non-Theismus nicht erlernt werden, da er weder Gebete noch Dogmen kennt, die man verinnerlichen müsste. Sechstens bleibt durch die eingesparte Beschäftigung mit Gebeten und Glaubensgrundsätzen viel Zeit übrig, die man zum Erlernen wirklichen Wissens verwenden kann. Siebtens ist Non-Theismus der fortschrittlichste Theismus, der durch nichts getoppt werden kann.

Der Non-Theismus

Non-Theismus ist sehr einfach zu erlernen. Jeder Mensch kann sich - ohne daran glauben zu müssen - als Teil des allumfassenden Nichts betrachten. Da alle Menschen diesen Titel in Anspruch nehmen können, ist jegliche hierarchische Ordnung von vorn herein ausgeschlossen - der Non-Theismus kennt weder Lehrer noch Priester. Da keine Lehre existiert, gibt es auch keinen Grund, etwas daran deuten oder gar auslegen zu müssen. Das spart Massen von Schriftgelehrten ein, deren einziger Lebenszweck die Interpretation von Glaubenssätzen ist. Ohne Lehre gibt es auch keine Möglichkeit, etwas daran zu verfälschen ... da es keine Gläubigen gibt, wäre mit einer Fälschung sowieso nichts gewonnen.

Das Prinzip des allumfassenden Nichts

Das gesamte Universum besteht aus zwei Dingen - dem unendlichen Nichts und einer endlichen Menge Energie. Da Nichts keine Dimension hat, könnte man darin so viel Energie verteilen, wie man wollte, ohne das Nichts jemals auffüllen zu können. Die von uns beobachtete Energie kann also in alle Ewigkeit weiter expandieren, ohne jemals an eine Grenze zu stoßen. Alle weitergehenden Aussagen wären reine Spekulation und sollten den Glaubensorganisationen der "Wer und wie Viele auch immer"-theistischen Religionen überlassen werden - dem Non-Theisten sollte das Hier und Jetzt wichtiger sein, als unerreichbare Fernen oder ein (nicht nachweisbares) Leben nach dem Tod.

Die Ethik des Non-Theismus

Im Gegensatz zu allen bestehenden "Wer und wie Viele auch immer"-Theismen ist Non-Theismus keine selektive Heils- und Gehorsamslehre. Jeder Mensch ist für sein Handeln selbst verantwortlich und muss die Konsequenzen seines Tuns selbst verantworten. Da es keine Entität gibt, die gegen einen entsprechenden, an ihre Priester zu zahlenden Obolus die begangenen Untaten vergibt (deren Auswirkungen dadurch nicht ungeschehen gemacht werden können...), ist jeder Non-Theist gezwungen, seinen ethischen Grundsätzen auch wirklich zu folgen. Es bietet sich sicherlich jene humanistische Lebenseinstellung an, die in den letzten Jahrhunderten die selektiven "Wer und wie Viele auch immer"-theistischen Lippenbekenntnisse verdrängte, andererseits schreibt der Non-Theismus keinem Menschen vor, an was er/sie glauben oder welcher Ethik er/sie folgen muss. Es wäre trotz alledem wünschenswert, wenn jeder Non-Theist sein Leben so gestaltet, dass er zur Entwicklung der Menschheit beiträgt, statt diese durch egozentrische Raffgier auszubremsen.

Leitmotiv

Die beste aller Lehren ist die, die keine Lehre feilbietet.

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