Montag, 27. August 2012

Jesus Genealogie

Drei Genealogien

Die erste Spalte listet die in der Bibel aufgelisteten Könige des Südreiches Judäa. Soweit archäologische Daten bekannt sind, werden sie vor dem Königsnamen angegeben. Die zweite Spalte enthält die Genealogie des Matthäus-Evangeliums, die dritte die des Lukas-Evangeliums.

vonbisBibelMatthäusLukas
01 Gott
02 Adam
03 Set
04 Enosch
05 Kenan
06 Mahalalel
07 Jered
08 Henoch
09 Metuschelach
10 Lamech
11 Noach
12 Sem
13 Arpachschad
14 Kenan [1][2]
15 Schelach
16 Eber
17 Peleg
18 Regu
19 Serug
20 Nahor
21 Terach
01 Abraham22 Abraham
02 Isaak23 Isaak
03 Jakob24 Jakob
04 Juda25 Juda
05 Perez26 Perez
06 Hezron27 Hezron
28 Arni
29 Admin
07 Aram (Ram)
08 Amminadab30 Amminadab
09 Nachschon31 Nachschon
10 Salmon32 Salmon
11 Boas33 Boas
12 Obed34 Obed
13 Isai35 Isai
01 David14 David36 David
02 Salomon15 Salomo
37 Natan
03 Rehabeam16 Rehabeam
38 Mattata [2]
04 Abija17 Abija
39 Menna [2]
05 Asa18 Asa
40 Melea [2]
06 Joschafat19 Joschafat
41 Eljakim [2]
07 Joram20 Joram
42 Jonam [2]
08 Ahasja
43 Josef [2]
09 Atalja
44 Juda [2]
10 Joas
45 Simeon [2]
11 Amazja
46 Levi [2]
12 Asarja (Usija)21 Usija
47 Mattat [2]
13 Jotam22 Jotam
48 Jorim [2]
14 Ahas23 Ahas
49 Elieser [2]
-725-69615 Hiskija24 Hiskija
50 Joschua [2]
16 Manasse25 Manasse
51 Er (Ger) [2]
17 Amon26 Amon
52 Elmadam [2]
-639-60818 Joschija27 Joschija
53 Kosam [2]
19 Joahas
54 Addi [2]
20 Jojakim
55 Melchi [2]
-597-59721 Jojachin28 Jojachin
56 Neri [2]
-597-58622 Zedekia 
29 Jojachin
30 Schealtiel [3]57 Schealtiel [3][4]
-538-165unter Fremdherrschaft
31 Serubbabel58 Serubbabel[4]
32 Abihud [2]59 Resa [2]
33 Eljakim [2]60 Johanan [2]
34 Azor [2]61 Joda [2]
35 Zadok [2]62 Josech [2]
36 Achim [2]63 Schimi (Simei) [2]
37 Eliud [2]64 Mattitja [2]
38 Eleasar [2]65 Mahad [2]
39 Mattan [2]66 Naggai [2]
40 Jakob [2]67 Hesli [2]
68 Nahum [2]
69 Amos [2]
70 Mattitja [2]
71 Josef [2]
72 Jannai [2]
73 Melchi [2]
74 Levi [2]
75 Mattat [2]
76 Eli [2]
41 Josef [5]77 Josef [5]
42 Jesus [5]78 Jesus [5]


[1] Kenan war laut Bibel ein Bruder des Schelach. Da damals noch kein Königreich existierte, ist seine Nennung wohl darauf zurück zu führen, dass sonst das Siebener-Schema nicht aufgegangen wäre.

[2] Dieser Name wird im gesamten Bibeltext ausschließlich im entsprechenden Evangelium genannt. Sollten Sie Daten zu der betreffenden Person haben, wäre es nett, mir diese zukommen zu lassen. Bis mir belastbare Daten vorliegen, gehe ich davon aus, dass es sich um fiktive Personen handelt.

[3] Schaeltiel ist nur durch den Namen seines Sohnes Serubbabel Ben'Schaetiel bekannt.

[4] Schaeltiel und Serubbabel entstammen der davidischen Hauptlinie, nicht dem auf Nathan zurück führenden Seitenspross. Warum der zwischen Nathan und Neri liegende Nebenzweig des Stammbaumes statt des Hauptzweiges verwendet wurde, wird auf immer ein Geheimnis des Verfassers des Evangeliums bleiben.

[5] Yussuf und Yeshua waren in der Provinz Palästina gebräuchliche Namen. Hätte man in einer belebten Straße laut "Yeshua!" oder "Yussuf!" gerufen, hätten sich sehr viele Menschen umgedreht.

Auswertung



Genealogie des Matthäus


Nr.1. Reihe2. Reihe3. Reihe
01AbrahamSalomoJojachin
02IsaakRehobeamSchealtiel
03JakobAbijaSerubbabel
04JudaAsaAbiud
05PerezJoschafatEljakim
06HezronJoramAzor
07(A)RamUsijaZadok
08AmminadabJothamAchim
09NachschonAhasEliud
10SalmonHiskijaEleasar
11BoasManasseMattan
12ObedAmonJakob
13IsaiJoschijaJosef
14DavidJojachinJesus


Diese Genealogie ist auf der Zahl 14 aufgebaut. Da die Original-Genealogie einige Könige zu viel enthält, wurden die Könige Ahasja, Atalja, Joas, Amazja, Joahas, Jojakim und Zedekia ausgelassen. Warum ein König zu viel aus der Liste entfernt wurde, und Jojakin doppelt genannt wird, weiß außer dem Urheber des Stammbaumes niemand. Drei der 42 Personen (7,14 %) lassen sich historisch belegen, die restlichen 92,86 Prozent mag es vielleicht gegeben haben, vielleicht aber auch nicht.


Genealogie des Lukas


Nr.NameNameNameName
1AdamMetuschelachEber
2SetLamechPeleg
3EnoschNoachRegu
4KenanSemSerug
5MahalalelArpachschadNahor
6JeredKenanTerach
7GottHenochSchelachAbraham
.....
.....
1IsaakAmminadabNatanJuda
2JakobNachschonMattataSimeon
3JudaSalmonMennaLevi
4PerezBoasMeleaMattat
5HezronObedEljakimJorim
6ArniIsaiJonamElieser
7AdminDavidJosefJoschua
.....
.....
1Er (Ger)SerubbabelMahadJannai
2ElmadamResaNaggaiMelchi
3KosamJohananHesliLevi
4AddiJodaNahumMattat
5MelchiJosechAmosEli
6NeriSchimi (Simei)MattitjaJosef
7SchealtielMattitjaJosefJesus


Diese Genealogie spielt mit der Zahl Sieben und dem Zodiak. Es sind zwölf Kolumnen mit jeweils sieben Namen. Schaut man die untersten Namen der einzelnen Kolumnen an, steht dort immer ein Name, den der Verfasser besonders hervorheben wollte. Um das zu erreichen, wurde zum Beispiel in der vierten Kolumne Kenan, der Bruder des Schelach eingeschoben, in der fünften Spalte sind es Admin und Arni, die den (A)RAM ersetzen. Insgesamt lassen sich Null Prozent der genannten Personen archäologisch belegen, so dass man davon ausgehen kann, dass der gesamte Stammbaum zu einhundert Prozent frei erfunden ist, und eher der Verbreitung mystischer Zahlenspielereien als dem Versuch diente, ernsthafte Geschichtsschreibung zu betreiben.

  

Zusammenfassung

Beide Stammbäume gehen sehr frei mit den biblischen Quellen um, und biegen die bestehenden Genealogien so zurecht, dass das gewünschte Ziel erreicht wird. Während Matthäus näher am Original bleibt, und den Jojachin etwas unelegant doppelt nennt, anstatt einen der weggelassenen Könige mit in seine Liste aufzunehmen, gönnt sich Lukas mit der Wahl der Linie Nathans volle künstlerische Freiheit, und kann so seinen Stammbaum nach zahlenmystischen Gesichtspunkten frei gestalten. Da die zugrunde liegenden Geschichten der Bibel erst während des babylonischen Exils und danach erfunden wurden, wobei man sicher auf die noch erhalten Aufzeichnungen und Genealogien zurückgriff, kann ein Stammbaum kaum weiter als bis David zurückreichen. Zudem fragt man sich unwillkürlich, wozu ein Stammbaum für eine Person erstellt wurde, die laut Paulus von Gott gemacht wurde. Da Paulus für natürlich geborene Menschen in seinen Texten das Wort geboren benutzte, und gemacht für direkt erschaffene Gestalten wie Adam, Eva und Jesus reservierte, sollte jedem Leser des NT klar sein, dass das zur Erde gesandte Drittel des Christengottes keine Eltern hatte, da ER von Paulus als eine transzendente Geistgestalt konzipiert worden war, die erst bei den späteren (nicht-jüdischen) Christen zur "Person" mutierte, da ein körperlicher Gott sich bei den Römern besser vermarkten ließ.


Quellen:

Altes und Neues Testament (insgesamt drei archäologisch belegbare Personen)

The genealogy of Jesus

Sonntag, 26. August 2012

Anmerkungen zu Nazareth

Geschichte des Nazareth-Beckens

Das Nazareth-Becken war ab ungefähr 2000 VZ besiedelt, der Name der damaligen Siedlung ist unbekannt. Nach der Eroberung des Nordreichs Israel durch die Assyrer wurde diese Ortschaft unter Tiglat Pillessar III. im Jahr 732 VZ zerstört. Den vorhandenen Befunden nach wurde diese unbenannte Ortschaft nach dem Jüdischen Krieg langsam wieder besiedelt. Wann sie den Namen Nazareth erhielt, ist unbekannt. Auf dem Marmorfragment einer jüdischen Synagoge in Ceasarea Maritim wird der Name Nazareth um 300 NZ erwähnt, in römischen Aufzeichnungen taucht er ab dem frühen vierten Jahrhundert erstmals auf.

Knapp einen Kilometer südwestlich Nazareths (gleich nach dem nächsten Hügel) lag die Stadt Japha [1][2], die eine weitaus längere Besiedlungsgeschichte als das viel später entstandene Nazareth hat. Sie wird sowohl in der Bibel als auch in ägyptischen Quellen erwähnt (Iapu genannt, Amarna-Briefe EA#248a). Im Gegensatz zum späteren Nazareth wurde Japphia unter dem Namen Japha zwischen 538 und 332 VZ wieder aufgebaut, und entwickelte sich in der Folgezeit zu einer der größten Städte Galiläas. Japha wurde während des jüdischen Aufstandes stark befestigt und im Jahr 67 NZ von der 10. Legion eingenommen. Bei dieser Aktion wurden etwa 15.000 Menschen getötet und weitere 2130 Frauen und Kinder als Sklaven verschleppt. Nach dem Jüdischen Krieg wurde Japha wieder besiedelt, verlor nach dem Aufstieg Nazareths zu einem christlichen Kultort jedoch nach und nach an Bedeutung - das heutige Yaphia ist inzwischen zum Vorort Nazareths geworden.

Ausgrabungen in Nazareth

Ausgrabungen der Franziskaner bis 1931 bargen keine Funde aus vor-römischer Zeit. 1955 förderte der Fanziskaner Ballarmino Bagatti einige Fundstücke zutage, die bis hinab in das zweite Jahrhundert zurückdatiert werden konnten. Weitere Ausgrabungen fanden 1997 (IAA, Israel Antiques Authority, Mordechai Haiman), 1997 bis 1998 (IAA, Yardenna Alexandre), 1997 bis 2002 (NVF, Nazareth Village Farm) und im Jahr 2009 (IAA, Yardenna Alexandre) statt. Die Befunde der einzelnen Objekte werden im Folgenden näher beschrieben.

Die Marienquelle

Während der ersten Ausgrabungen wurden diverse Münzen bei (in?) der Quelle gefunden, die ältesten stammen aus der Zeit Konstantius II. (337-351 NZ). Eine weitere Ausgrabung fand 1997 und 1998 unter Leitung von Yardenna Alexandre statt. Es wurden insgesamt 165 Münzen gefunden, die (laut vorab veröffentlichtem Bericht, der inzwischen von der IAA-Seite gelöscht wurde) alle aus dem 14. Jahrhundert stammen [3]. Ein Abschlussbericht über diese Grabung liegt noch nicht vor. Da die Grabung 1998 beendet war, fragt man sich, warum dieser Bericht bisher nicht veröffentlicht wurde. Nachdem über diese 165 Münzen kein Bericht vorliegt, muss man sie bis zum Abschlussbericht der IAA so behandeln, als ob sie nie gefunden worden wären.

Das Badehaus

Dieser Ort wurde 2008 von Jacob Walker mit GPR (Ground Penetrating Radar) untersucht, und einige Proben der Asche aus der Heizung des Bades wurden zur Datierung mittels Radiokarbonuntersuchung entnommen. Das Badehaus entstand wahrscheinlich in der römischen oder mamelukischen Zeit. Da dort bislang keine Objekte zur genauen Datierung gefunden wurden, kann das Alter des Badehauses vorerst nicht bestimmt werden. Die C14-Untersuchung der Verbrennungsrückstände des Ofens ergab für die drei entnommenen Proben ein Datum zwischen 1300 und 1960, was auf eine Verwendung des Badehauses bis in die Neuzeit schliessen lässt. [4]

Der Bauernhof

Das Ausgrabungsprojekt der University of the Holy Land (UHL) und des Center for the Study of Early Christianity (CSEC) unter Leitung Stephen Pfanns wurde zwischen 1997 und 2002 durchgeführt. Es wurden mehrere Scherben und eine Münze gefunden, die zur Zeit des Tiberius II. (578 – 582 NZ) geprägt wurde. Die Datierung der Scherben kann insgesamt auf das späte erste bis frühe zweite Jahrhundert festgelegt werden. Nähere Details in [5], eine Stellungnahme dazu in [6]. Ein unabhängiger Peer-Review liegt für keines der beiden Werke vor. Die (gleichzeitig vorgenommenen?) Ausgrabungen der IAA 1997 unter Leitung Mordechai Haimans ergaben (übereinstimmend mit allen anderen Befunden) eine Datierung zwischen dem ersten und zweiten Jahrhundert.

Das Haus

Wurde 2009 von der IAA unter Leitung Yardenna Alexandres ausgegraben, die angeblich das Alter anhand der vorgefundenen Tonscherben ins erste bis zweite Jahrhundert (also zwischen 50 und 150 NZ) datierte. Zu der Ausgrabung existiert, ebenso wie bei den Münzen, kein offizieller Grabungsbericht - die von diversen Zeitungen in den Raum gestellte Datierung "Haus aus der Zeit Jesu" wurden in den vergangenen Jahren leider noch nicht durch Fundstücke belegt. Ein unter dem Haus angelegter Unterschlupf stammt möglicherweise aus der Zeit des ersten (67 - 73 NZ) oder zweiten (132 - 135 NZ) jüdischen Aufstands. [7]. In Anbetracht der damaligen Situation - die über Sepphoris anmarschierten Römer kampierten bei der Belagerung Japhas in diesem Bereich, und hätten das Haus abgerissen, wenn es dort stand, wo es jetzt steht - kann man davon ausgehen, dass es erst nach dem Fall Jerusalems über dem Versteck gebaut wurde, als die vertriebene Bevölkerung Jerusalems nach Norden drängte.

Auswertung der Funde

Der offizielle Ausgrabungsreport der Herren Pfann, Voss und Rapuano ist nicht gerade aufschlussreich. Man muss alle Karten ausdrucken, und sehr lange suchen, bis man eine Beschreibung einem Fundstück und der Stelle zuordnen kann, an der es gefunden wurde. Angaben wie hellenistisch/römische Periode (ein Zeitrahmen von 323 VZ bis 363 NZ, also fast 700 Jahre) ist keine Datierung, sondern Rätselraten. Keramikfunde lassen sich in relativ schmale Bänder (Zeitperioden) aufteilen, in denen spezifische Formen, Herstellungsverfahren und Materialien vorherrschten. Die gesamte Liste umfasst folgende Stücke:

[A1][L1]  (1) Neuzeit
    [L2]  (1) -323 - 363
    [L10] (1)  -50 - 150, (2)  -50 -  50, (3)  -50 -  50
          (4)   50 - 150, (5)   50 - 150

[A2][L1]  (1)        250, (2)  100 - 350, (3)  -50 -  -4
          (4)  -63 - 141, (5) -150 - 250   +  islamische
           +  ottomanische +  spätere

    [L2]  (6) -150 - 250

[A3][L1]  (1)  350 - 425, (2)  350 - 550, (3)  250 - 300
           +  abbasidische +  ottomanische

[B1][L5]  (1)  -63 - 363

[B2][L7]  (1)  -63 - 363

[B2][L30] (1)  150 - 450, (2)  byz - isl  (3)   50 - 250
           + früh-römisch  + byzantinisch  + islamisch

[B2][L31] (1)  350 - 625, (2)  250 - 425, (3)   75 - 350
          (4)  350 - 550, (5) römisch|byzantinisch|islamisch
          (6)  350 - 425, (7)   50 - 250, (8)   50 - 250
          (9)   75 - 250   +  -200 - 614

[B2][L34] (1)  -63 - 363, (2)  250 - 425, (3)  -63 - 363
          (4) ottomanisch (5)  -50 - 425,  +   250 - 450
           +  ottomanisch

[B2][L36] (1)   50 - 375

[B2][L42] (1)    ? -   ?, (2) ottomanisch

[B2][L43] (1)  350 - 425

[B2][L44] (1)   50 - 250

[B2][L45] (1)  -63 - 363, (2)   50 - 250, (3)   50 - 250 
           +  1 Gaza-Ware-Scherbe

[B2][F2]  (1)   50 - 250   + römisch +  byzantinisch + ottomanisch

[B2][F3]      römisch + byzantinisch + ottomanisch

[B2][F5]  (1)  250 - 425

[B2][F6]  (1)   75 - 350

[B2][F7]  (1)  250 - 425   + ottomanisch

[C1][L1]  (1)   75 - 350, (2)  -50 -  70, (3)  250 - 450
          (4)    0 - 100,  +   250 - 350   +   250 - 350
           +    50 - 350

[C3][L2]  (1)   75 - 325, (2)    ? -   ?, (3) ottomanisch
          (4)  150 - 450, (5)  250 - 425, (6)   50 - 225
           +   -63 - 150

[C3][L4]  (1)   50 - 250  (2) ottomanisch (3)   50 - 250
           +    50 - 450   +  undated

[C3][L5]  (1)  250 - 425  (2)   75 - 250

[C3][F1]  (1)byzantinisch (2)   75 - 250  (3)   50 - 125

[??][??]  (1) Bronzezeit  (2) Münze Tiberius II. (578-582 NZ)

Alles in Allem sind das, einschließlich der nicht katalogisierten Funde, rund 100 Objekte, von denen 3 Objekte - [A1][L10](2) und (3) sowie [A2][L1](3) - aus der allgemeinen Zeitlinie fallen. Bei den Objekten [A1][L10](2) und (3) kann man von einer Fehldatierung ausgehen, das Objekt [A2][L1](3) kann auch von hier lagernden Reisenden oder Schafhirten entsorgt worden sein, als es beschädigt wurde.

Das Grabungsgebiet umfasste etwa drei bis vier Hektar, was eine durchschnittliche Verteilung von 0.003 Objekten pro Quadratmeter ergibt. Aus dieser weitflächigen Distribution der Funde über das gesamte Areal lässt sich schließen, dass das Areal nicht besiedelt war. Ob alle untersuchten Flächen landwirtschaftlich genutzt wurden, oder Brachland waren, lässt sich aus den Funden nicht rekonstruieren. Durch den Fund des als "Bauernhof" (Farm) bezeichneten Gebäudes kann man jedoch darauf schließen, dass der Hang unterhalb des Gebäudes sehr wahrscheinlich landwirtschaftlich genutzt wurde. Es mag hier zum Beispiel Weinstöcke gegeben haben, wie die gefundene Weinpresse es nahe legt.

Insgesamt ergeben sich aus den Funden keine stichhaltigen Argumente, die die Existenz einer Ortschaft Nazareth an dieser Stelle belegen würden. Der Gesamtbefund lässt sich zum größten Teil auf die Bronze- und Eisenzeit sowie die früh-römische Besiedelungsperiode (50 - 150 NZ) datieren. Wie in der Einleitung angeschnitten, lag gleich um die Ecke die Stadt Yaphia, die während des ersten Aufstands von der 10. Legion völlig entvölkert wurde. Hätte es ein Nazareth zu dieser Zeit gegeben, wäre es demontiert worden, da die Römer von Jotapata im Norden mit 1000 Reitern und 2000 Soldaten Fußvolk südwärts nach Yaphia marschierten, und dabei auch das Gebiet des heutigen Nazareth durchquerten, wo sich die einzige Frischwasserquelle östlich von Yaphia befand (siehe Flavius Josephus Bericht in [1]). Da es keine Befunde gibt, die das belegen würden, und weder Flavius Josephus noch die römischen Geschichtsschreiber ein Wort über das den Römern im Weg liegende Nazareth erwähnen (Nazareth wird in keinem klassischen Werk erwähnt), ist die Existenz einer Ortschaft auf dem Gebiet des späteren Nazareth vor dem ersten Aufstand sehr unwahrscheinlich. Siehe hierzu auch [9], Seite 464 ff..

Viele grosse galiläische Städte wurden zu Beginn des ersten Jüdischen Krieges von den Römern zerstört, das Land verlor während dieses Krieges einen nicht unerheblichen Teil seiner Bevölkerung. Nach dem Fall Jerusalems drängten die überlebenden Bewohner, die von den Römern nicht in die Sklaverei geführt wurden, in die nördlichen Regionen bis hinauf nach Galiläa und Syrien, wo sie die nicht zerstörten Städte wieder besiedelten, die während des Krieges entvölkert worden waren. Zusammen mit den Galiläern, die den Krieg überlebt hatten, baute man die übrig gebliebenen befestigten Städte langsam wieder auf. Da Vertriebene in der Regel ihren ganzen Besitz, dazu gehören auch alle beweglichen Haushaltsgegenstände, mit sich nahmen, muss in den neu besiedelten Gebieten (wozu vielleicht auch Nazareth gehörte) damit gerechnet werden, dass in dieser neuen Erdschicht auch Gegenstände früherer Zeiten gefunden werden, da die Menschen ihr gesamtes Hab und Gut mitbrachten. Darunter wird durchaus auch Haushaltskeramik aus der herodianischen Zeit gewesen sein, was die drei Objekte erklären würde, die unterhalb der Marke 70 NZ liegen.

Yaphia war laut Josephus während des Jüdischen Krieges die größte befestigte Stadt Galiläas. Unter seinem Kommando wurde ein zweiter Befestigungswall jenseits der Stadtmauern errichtet, der letztendlich zum schnellen Fall der Stadt führte. Gehen wir davon aus, dass Yaphias Einwohnerzahl vor der Zeit des Aufruhrs wesentlich geringer war, können wir von etwa sechs tausend Einwohnern zur Zeit Herodes des Großen ausgehen, was in der damaligen Zeit durchaus die Bezeichnung Stadt verdiente. Leider verschwand Yaphia durch den Nazareth-Hype vollständig aus den Geschichtsbüchern, so dass man heute kaum noch Informationen über diese Stadt findet. Die vielen Gräber im heutigen Gebiet Nazareths dürften von Bewohnern Yaphias angelegt worden sein, die römischen Gräber (einschliesslich der vier unter der Kirche gelegenen) stammen mit grösster Wahrscheinlichkeit aus der Zeit der Belagerung und Eroberung Japhas im Jüdischen Krieg.

Quellen:

[1] Japhia auf Bible Walks

[2] Japhia auf RSL

[3] Rene Salm - The Nazareth coin boondoggle

René Salm bleibt die Publikation des angeblich in seinem Besitz befindlichen IAA-Vorabberichts ebenso schuldig wie die IAA ihren Abschlussbericht zu den Münzfunden.

[4] Jacob Walker - The Ancient Bath House of Nazareth

[5] Offizieller Ausgrabungsreport

[6] Rene Salms Stellungnahme

[7] IAA-Report

[8] Nazareth Village Project

[9] ANDREA M. BERLIN - JEWISH LIFE BEFORE THE REVOLT: THE ARCHAEOLOGICAL EVIDENCE Seite 464 ff.

Donnerstag, 16. August 2012

Anmerkungen zu "Anmerkungen zum historischen Jesus"

Mara bar Serapion

Dieser Text existiert in einer einzigen Abschrift aus dem 7. Jahrhundert NZ, die im Besitz des Britischen Museums ist.

Tacitus

In dem als Beweis vorgelegten Exemplar wurde aus Chrestiani per nachweisbarer Retuschierung nachträglich Christiani. Das PDF-Dokument The Chrestianos Issue in Tacitus Reinvestigated enthält eine ausführliche Analyse. Man sollte dazu erwähnen, dass diese Abschrift aus dem 11. Jahrhundert die älteste erhaltene Ausgabe der Annalen ist.

Mit dem von Sueton gelieferten Hintergrundwissen, dass Chrestianer eine jüdische Sekte waren, die einem Aufwiegler namens Chrestos folgten, scheinen die christlichen Editoren des Originaltextes wohl nur den Satz "Der Urheber dieses Namens ist Christus, der unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war." hinzugefügt zu haben, um hervorzuheben, dass der zu Neros Zeiten lebende Chrestos bereits vom Prokurator Pontius Pilatus zum Tod am Kreuz verurteilt wurde. Wäre das der Fall, müsste Chrestos mehr als dreißig Jahre nach seinem Tod am Kreuz (immer noch?) in Rom aktiv gewesen sein.

Da man unterstellen kann, dass Tacitus der Unterschied zwischen einem Prokurator (Zivilverwalter) und einem Präfekten (Militärverwalter) bekannt gewesen sein dürfte, muss diese Änderung zu einer Zeit erfolgt sein, als der Unterschied zwischen Prokurator und Präfekt nicht mehr zum Allgemeinwissen zählte. Es ist verwunderlich, warum diese um mehr als 30 Jahre verlängerte Auferstehung nirgendwo im Neuen Testament erwähnt wird.

Plinius der Jüngere

Das angegebene Zitat stammt aus dem posthum veröffentlichten Buch Nummer 10, es wurde also frühestens 115 NZ veröffentlicht. Andererseits wird dieser Brief von Tertullian (160 - 220 NZ) zitiert, dessen Schriften uns als Kopien aus dem 5. Jahrhundert NZ vorliegen.

Weiterführende Gedanken

Die griechische Übersetzung Iesous leitet sich vom hebräischen Ye(ho)shua ab, das Yahu rettet, oder kurz Retter, bedeutet. Die korrekte Übersetzung von Iesous Christos wäre demnach der gesalbte Retter. Flavius Josephus erwähnt allein für das erste Jahrhundert NZ acht Jesusse, die alle von sich behaupteten, der gesalbte Retter zu sein - keiner von ihnen stammte aus Nazareth oder Bethlehem.

Isu war im Isiskult einer der Namen ihres Sohnes Horus (Reallexikon der Ägyptischen Religionsgeschichte, 1952 Berlin, H. Bonnet, Seite 326), und Iesous war der Name der griechischen Göttin der Heilkunst. Beide Namen klingen phonetisch dem in den Schriften verwendeten Iesous ähnlicher als das völlig anders klingende Yeshua. [Auf das 2012 hier verlinkte Dokument kann leider nicht mehr zugegriffen werden, da NBS News es inzwischen von ihrem Server genommen haben.]